2013-08-07

Es ist doch immer irgendetwas

Es ist doch immer wieder faszinierend, wie sehr mich die öffentlichen Verkehrsmittel entäuschen können - trotz stetig abnehmendem Service*.

Ich laufe in einen S-Bahnhof und stelle fest, dass die Rolltreppe aufwärts wieder einmal steht. Noch nicht ganz oben angekommen, erkenne ich auf den Anzeigen einen durchlaufenden Text. Natürlich bedeutet das nicht Gutes - es ist schließlich weder Fußball-EM noch -WM.

Diesmal erscheint der Hinweis, dass der Zugverkehr der Linie S42 nur im 20 Minutentakt erfolgt. Nach der ersten Bahn, die natürlich keine der vorgenannten Linie ist, folgt auch prompt der zweite Durchlauftext mit der Info, dass der Zug der Linie S42 ausfällt. Parallel dazu erfolgen dann die Durchsagen zu Verzögerungen im Betriebsablauf, verbunden mit der Bitte um Entschuldigung.

Ich mag's so langsam weder hören noch lesen. Es ist doch immer irgendwas: ein Feuerwehreinsatz, ein Polizeieinsatz, ein Notarzteinsatz, eine Weichenstörung, eine Signalstörung, ein Unwetter, ein Schadzug oder Zugschaden, Verzögerungen im Betriebsablauf ... Ich habe inzwischen den Eindruck, dass da jemand die Texte der Spruchbänder nach Lust und Laune aus fertigen Textbausteinen zusammen setzt.

Aber immerhin bitten die Durchsagen auf den Bahnsteigen jetzt um Entschuldigung, statt für Verständnis zu danken. Letzteres habe ich einfach nicht mehr, nicht jeden Tag auf's Neue. Denn inzwischen kann ich die Tage im Kalender markieren, in denen die Verbindungen von A nach B und wieder zurück entsprechend Plan verlaufen und ich nicht auf mindestens einem der Wege erheblich länger brauche und/oder aufgrund einer Störung in völlig überfüllten und überhitzten Bahnen mit genervten Mitfahrern vor mich hinschwitze.

Laut einem Artikel der BZ, dessen Quelle eine kleine Anfrage und deren Antwort ist, kam die S-Bahn in Berlin in den ersten 5 Monaten dieses Jahres 92 Tage zu spät und verzeichnete 10.491 Zugausfälle.

* Hier kann man auch den Genitiv verwenden und ich würde das auch gerne tun, aber der klingt bei diesen Worten leider einfach komisch.

1 Kommentar:

  1. Eventuell wird die Welt stetig komplexer und der S-Bahn und vielen weiteren Unternehmen ist es noch nicht gelungen, den andauernden Verändungen zeitgerecht zu begegnen.

    Das Wetter wird extremer, die technische Anfälligkeit steigt, wir werden mehr und ältere Menschen, die wirtschaftliche Situation und der Bildungsstand vieler Menschen driften weiter auseinander...

    Ohne es zu akzeptieren und ohne dies hinnehmen zu wollen, sehe ich darin dennoch eine große Aufgabe für die S-Bahn und andere Unternehmen. Ob die S-Bahn eines der Unternehmen ist, die diese Erkenntnis rechtzeitig in geeignete Maßnahmen umwandeln, kann bezweifelt und mit Recht kritisiert werden.

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